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„Der wahre Jakob“, Schwank in drei Akten von Franz Arnold und Ernst Bach:
Dieses Stück erlebte seine Uraufführung am 20.Dezember 1924 im Lustspielhaus Berlin, ist also fast 100 Jahre alt. Es ist eine der feinsten und mitreißendsten Komödien der beiden Lustspielautoren Arnold und Bach; es gehört zu den Klassikern des Boulevardtheaters und der Komödienhäuser. Bereits 1931 wurde das Stück erstmals verfilmt, dann noch einmal 1960. Großen Bekanntheitsgrad erreichte es durch das Kölner Willy-Millowitsch-Theater.
Wir haben die Komödie nach Österreich „heimgeholt“, sowohl geographisch als auch sprachlich. Zeitlich haben wir sie in den 1970er-Jahren verortet. Worum dreht sich die Handlung nun eigentlich?
Da gibt es einen Herrn Peter Strudel, seines Zeichens Stadtrat in der Provinzstadt Pleißenbach und Obmann eines Vereins, der sich die Hebung der Moral zum Ziele gesetzt hat. Dieser reist mit seinem Freund Bock nach Wien, um dort an einem Kongress für „Werte und Moral“ teilzunehmen. Aber die beiden haben Besseres vor. Sie vergnügen sich in einem Varieté. Varietéhäuser gab es in Wien und anderen Hauptstädten bis in die Siebzigerjahre. Das Programm bestand aus tänzerischen, artistischen und musikalischen Nummern, ordentlich gewürzt mit Erotik und Exotik. Auf der Bühne fast ausschließlich spärlich bekleidete Damen, im Publikum fast ausschließlich elegant gekleidete Herren! Jahre zuvor machte im Pariser „Moulin Rouge“ eine Tänzerin namens Colette Furore. Die dürfte den beiden Autoren zum Vorbild gedient haben für die Figur der Tänzerin Yvette.
Diese jedenfalls hat es unserem Stadtrat Strudel angetan. Er ist so „verschossen“ in sie, dass er sie nach der Vorstellung in ihrem Hotelzimmer aufsucht und sie zum Soupér einlädt, also zu einem späten Abendessen in großem Stil. Überraschenderweise lässt sie sich darauf ein und speist mit ihm ganz „entre nous“ (ganz unter uns), obwohl ihr ein amerikanischer Fan und ein Graf auf den Fersen sind und gerade ihre Mutter Mila zu Besuch ist.
Warum sie das tut und welche weit reichenden Folgen für alle Beteiligten dieses nächtliche Abenteuer hat, das wollen wir lieber doch noch nicht verraten.
Jedenfalls überstürzen sich am nächsten Tag im sonst so beschaulichen Pleißenbach die Ereignisse – sehr zum Vergnügen unseres geschätzten Publikums.
Der tiefere Sinn dieses Lustspiels ist jedoch der ewige Kampf zwischen Schein und Sein, dem wir als Menschen ausgeliefert sind. So müssen wir Tag für Tag im Leben irgendwelche Rollen spielen, fühlen uns irgendwelchen Konventionen und Zwängen ausgesetzt und glauben, einen Schein wahren zu müssen, der unser wirkliches Sein zudeckt. Nur selten geben wir unserer Umgebung gegenüber den – wahren Jakob. Sogar unsere Sprache ist „situationselastisch“. Wir passen sie an und verändern sie je nach Gesprächspartner bzw. Absicht. Auch das wollen wir in unserer Aufführung zeigen.
Arnold & Bach nannten sich die deutschen Schauspieler, Komödianten und Theaterautoren Franz Arnold und Ernst Bach.
Beide lernten einander zwischen 1907 und 1909 am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin kennen. Seitdem verfassten der Komiker Arnold und der Regisseur und Theaterautor Bach zahlreiche Schwänke und Lustspiele, die alle von Bach selber inszeniert wurden. Darüber hinaus traten beide immer gemeinsam in den eigens verfassten Werken auf und eroberten die Herzen des Publikums.
Nach dem Ersten Weltkrieg ging Bach als Direktor an das Volkstheater München. Arnold kümmerte sich an verschiedenen Berliner Theatern weiter um die Vermarktung der gemeinsamen Werke. Die kreativen Entwicklungen der Stücke fanden entweder in Garmisch oder am Starnberger See statt. Die Zusammenarbeit endete mit Bachs Tod im Jahr 1929.
Speziell die Evergreens „Der keusche Lebemann“, „Die schwebende Jungfrau“ sowie eben „Der wahre Jakob“ und „Die spanische Fliege“ (von uns 1996 auf die Bühne gebracht) sind regelmäßig auf Spielplänen deutschsprachiger Bühnen zu finden.